20 Jahre Tafel sind kein Grund zu feiern

Presse

Die Tafel in Hamm besteht seit nunmehr 20 Jahren und lädt daher zu einer Veranstaltung am 21.9.2019 ein. DIE LINKE Kreisverband Hamm lehnte dieses ab. In einem offenen Brief betonen sie, dass das Jubiläum kein Grund zu feiern sei. Die Entscheidung zum Fernbleiben sei ihnen nicht leicht gefallen. “Wir wünschen Ihnen, aber auch allen Menschen in dieser Stadt und bundesweit, dass Tafeln eines Tages der Vergangenheit angehören. Denn so notwendig sie sind, Tafeln sind keine sozialen Errungenschaften, sondern Ausdruck des politischen Versagens”, so DIE LINKEN in ihrem Schreiben. Weiter: “Es ist zu befürchten, dass genau diese politischen Akteure mit viel Pathos das Engagement der Tafel zur Versorgung von Menschen mit dem Notwendigsten loben werden, während sie über das Jahr allerdings wenig Fürsorge zeigen. Das zeugt von Doppelmoral und Unehrlichkeit und genau diese Form der „Sozialpolitik“ können und wollen wir nicht mittragen.”

 

Offener Brief an die Hammer Tafel

Sehr geehrte Damen und Herren, 

zunächst einmal bestätigen wir den Eingang Ihres Schreibens vom 06.08.2019 zur Veranstaltung am 21.09.2019 aus Anlass des 20 jährigen Bestehens der Hammer Tafel.

Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und sind zu dem Schluss gekommen, an der Veranstaltung nicht teilzunehmen. Wie Sie selbst in der Einladung bemerken, sind 20 Jahre Hammer Tafel kein Grund zu feiern. 

Natürlich ist uns bewusst, dass die Hammer Tafel einen enormen Beitrag zur Versorgung vieler Menschen in dieser Stadt leistet. In keiner Weise ist uns daran gelegen, das Engagement und die Leistung der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Frage zu stellen. Wir wissen, dass gerade auch in Hamm immer mehr Menschen auf die Tafel angewiesen sind. Es ist uns bekannt, dass wir in der Stadt mit der größten Kinderarmut und einem der geringsten pro Kopf Einkommen in NRW leben.

Wir wissen aber auch, wer für diese Situation mitverantwortlich ist. Die Politikerinnen und Politiker die im Rat regelmäßig die Weihnachtsbeihilfe ablehnen, die keinerlei Interesse an einer gerechten Besteuerung von Unternehmen haben, die ihre Zustimmung zur kommunalen Niedriglohnabgabe verweigern und die die Kürzung des Existenzminimums durch das Jobcenter bspw. bei Terminversäumnissen als gerechtfertigt und zielführend verteidigen. 

Es ist zu befürchten, dass genau diese politischen Akteure mit viel Pathos das Engagement der Tafel zur Versorgung von Menschen mit dem Notwendigsten loben werden, während sie über das Jahr allerdings wenig Fürsorge zeigen. Das zeugt von Doppelmoral und Unehrlichkeit und genau diese Form der „Sozialpolitik“ können und wollen wir nicht mittragen. 

Wir hoffen dabei auf das Verständnis aller ehrenamtlich Tätigen.

Wir sind jederzeit bereit uns für die Belange der Tafel und der betroffenen Menschen einzusetzen, wir werden weiterhin im Rat der Stadt freiwillige Weihnachtsbeihilfen beantragen, eine gerechte Besteuerung von lokalen Unternehmen einfordern. Wir sind willens, die Belange der Tafel nach finanzieller Unterstützung durch die Stadt Hamm in den Rat einzubringen oder zu unterstützen.

Allen ehrenamtlich Tätigen der Hammer Tafel wünschen wir weiterhin viel Kraft und Engagement. Wir wünschen Ihnen, aber auch allen Menschen in dieser Stadt und bundesweit, dass Tafeln - wie auch Spaghetticlubs und Suppenküchen - eines Tages der Vergangenheit angehören. Denn so notwendig sie sind, Tafeln sind keine sozialen Errungenschaften, sondern Ausdruck des politischen Versagens.

Mit freundlichen Grüßen

 

Alisan Sengül                         Vera Handel

Sprecher des KV                            Sprecherin des KV