06.10.2012 - Demo „Keine Zukunft der Vergangenheit“

Kreisverband Hamm

Mehr als 150 Menschen nahmen an der Kundgebung „Keine Zukunft der Vergangenheit“ teil, die ursprünglich als Gegendemonstration zu einem Aufmarsch der Neonazis in Hamm gedacht war. Das antifaschistische Jugendbündnis „haekelclub 590“ hielt jedoch – trotz Absage der Neonazidemo - an der Veranstaltung fest. Für unsere Partei sprach Mona Josten.

Nachstehend sowohl der Wortlaut der Rede als auch einige Bilder:

 

Liebe Antifaschistinnen, liebe Antifaschisten,

 

es ist gut und längst überfällig, dass die Kameradschaften Dortmund, Hamm und Aachener Land verboten wurden. Allerdings, das Verbot der Kameradschaften kann nur ein erster Schritt sein, der die Gewalttaten der Neonazis in Hamm allerdings nicht stoppen wird.

Die Kameradschaften waren keineswegs vorpubertäre Krabbelgruppen, die im braunen Sand mit Förmchen von Vorgestern spielten. Die Mitglieder der Kameradschaften sind Gewalttäter und Vertreter einer menschenverachtenden Ideologie und dementsprechend rechtskräftig verurteilt. Rechte Gewalt bedeutet eben nicht nur eingeschlagene Fensterscheiben und in Brand gesetzte PKW. Rechte Gewalt beinhaltet verschmierte und beschädigte Stolpersteine, beschädigte und besprühte Grabsteine auf dem Ostfriedhof. Rechte Gewalt heißt aber auch brutale Übergriffe auf Menschen mit Behinderungen, rechte Gewalt heißt Bedrohung von Mietern und Hauseigentümern. Die Angst vor Neonazis ist im Alltag der Menschen schon längst angekommen. Es ist kein Zufall, dass in den letzten zwei Tagen zum wiederholten Male Postkarten der Neonazis an die Privatadressen unserer Parteimitglieder versandt wurden.

Durch jahrelanges Schweigen, Wegsehen und Weghören ist dem rechten Terror in Hamm das Feld bereitet worden, Hamm ist zu einer Hochburg der rechtsradikalen Szene geworden. Es reicht nicht aus, braune Mülltonnen an die Straße zu stellen und die Rolläden herab zu lassen. Nur gemeinsamer Widerstand aller Demokraten auf der Straße ist ein deutliches Zeichen gegen die menschenverachtende Ideologie der Neonazis – Keine Zukunft der Vergangenheit.

Denn Faschismus beginnt in den Köpfen, lässt sich nicht verbieten und ist bereits in Teilen der demokratischen Parteien angekommen. Es waren die Kameradschaften und andere faschistische Organisationen die Zitate aus den rechtspopulistischen Schriften eines Herrn Sarrazin wiederholt in ihren Aufrufen abdruckten – und diese Werke sind die Umkehrung des heutigen Leitthemas.

Faschismus beginnt in den Köpfen, durch Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit: In einer Gesellschaft in der gnadenlos von unten nach oben umverteilt wird, bleiben Solidarität, Humanismus und Ethik auf der Strecke. Und diese endsolidarisierte Gesellschaft ist der ideale Nährboden für braunes Gedankengut. Solange in dieser Republik das Großkapital die Politik dominiert, solange kann Rechtsradikalismus nicht grundsätzlich bekämpft werden. Staatlich verordnete Armut ist Wasser auf die Mühlen der ewig Gestrigen.

Wir demonstrieren hier heute gemeinsam gegen Neonazis, das ist ein gutes und starkes Signal, ein Anfang auf einem langen Weg. Das Ziel – keine Zukunft der Vergangenheit – kann jedoch nur über die Systemfrage erreicht werden, denn rechtes Gedankengut und Faschismus sind untrennbar mit wirtschaftlicher Not und Existenzangst verbunden. Das sollten wir alle aus der Geschichte dieses Land gelernt und begriffen haben.