100 Jahre Internationaler Frauentag am 8 März 2011

LISA-Frauen NRW

Aufruf zum Internationalen Frauentag 2011: Im Jahr 1911 fand im Zuge der „Ersten Frauenbewegung“ auf Vorschlag der Sozialistin Clara Zetkin in Deutschland zum ersten Mal der „Internationale Frauentag“ statt. Die Forderungen bezogen sich damals auf das Wahlrecht, Lohngleichheit, Mutterschutz, Arbeitszeitverkürzung (8-Stunden-Tag) und Mindestlöhne. Im Zentrum der Frauenbewegung stand auch der Kampf gegen Militarisierung und Krieg.

Nach und nach konnten die Frauen ihren Anspruch auf Gleichheit vor dem Gesetz erkämpfen: Das Wahlrecht 1918, erste Gleichstellung von Ehefrauen 1958, seit 1977 dürfen Ehefrauen Arbeitsverträge schließen, erst seit 2004 ist die Vergewaltigung in der Ehe ein Offizialdelikt.

Die Männerdominanz in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft besteht bis heute. Die Debatte um die Frauenquote in Aufsichtsräten von Wirtschaftsunternehmen zeigt aber, dass diese Männerräume zunehmend hinterfragt werden. Wir setzen uns grundsätzlich für die Quote als Instrument zur Durchsetzung von Frauenrechten ein. Dazu gehörten Forschung und Lehre, Ministerien und Verwaltungen und nicht zuletzt auch die Parteien und Parlamente.

Um Lohngleichheit, den Mindestlohn und allgemeine Arbeitszeitverkürzung als Voraussetzung für eine unabhängige Existenz ringen wir noch heute, und die Steuerbegünstigung der sogenannten „Hausfrauenehe“ durch das Ehegattensplitting besteht fort. 23% liegt das Lohnniveau der Frauen unter dem der Männer, und die Aufwertung von „Frauenberufen“ wie Erzieherin oder Hebamme ist ein dringendes politisches Ziel. 

Die erste Welle der Frauenbewegung wurde in Deutschland durch den Faschismus fast vollständig zerschlagen, und die Ideologie von der deutschen Hausfrau und Mutter wirkte in den Köpfen nach 1945 lange weiter. 

Erst mit der Revolte von 1968 begann auch die Frauenbewegung erneut zu entstehen. Mit dem „Frankfurter Tomatenwurf“ am 13.9.1968 auf Funktionäre des Studierendenverbands SDS begann der Kampf gegen die Verbannung der Frauen und der Fragen von Haus- und Sorgearbeit ins Private. Am 6. Juni 1971 outeten sich Frauen über den „Stern“ mit „Wir haben abgetrieben“. Der Kampf gegen den § 218 und um die Selbstbestimmung über den weiblichen Körper wurde ein gesellschaftspolitisches Thema. Die Frauenbewegung der siebziger und achtziger Jahre prangerte den alltäglichen Sexismus an, der die Frauen als Körper und die Körper als Ware abstempelt. „Schönheits“wahn und sexuelle Ausbeutung wurden ebenso kritisiert wie die Reduzierung der Frauen auf Kinder, Küche, Kirche. In den 80er Jahren entstanden die ersten Frauenhäuser als Zufluchtsstätten für Frauen und Kinder vor häuslicher Gewalt.

Von sexualisierter Gewalt sind heute etwa 25% aller Frauen betroffen, und nach wie vor findet diese zu einem hohen Prozentsatz durch den Partner in den eigenen vier Wänden statt. Die Frauenhäuser ringen derweil um ihre Existenz, und die inzwischen erhobenen Tagessätze können sich manche Frauen schlicht nicht leisten.

Im Zuge der Entwürdigung unter den Hartz-Gesetzen werden inzwischen Schwangere zu gesundheitsschädlicher Arbeit gezwungen oder bekommen die Mittel zum Überleben entzogen. Wir werden uns dagegen entschieden wehren.

Wir haben weiterhin viel zu tun auf dem Weg für Existenz sichernde Arbeit, für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung, kurz die Freiheit der Frauen.

Neben dem Kampf um eine sichere Existenz, Gewaltfreiheit und umfassende Gleichberechtigung geht es heute vor allem um die Verteilung der Ressource Zeit. Arbeitszeit, Familienzeit, Freizeit, und Zeit für gesellschaftliche Mitbestimmung müssen umverteilt und zwischen den Geschlechtern gerecht verteilt werden.Gemeinsam und solidarisch kämpfen wir weiter: Kein Stück vom Kuchen sondern die ganze Bäckerei!

http://die-linke.de/fileadmin/download/druckvorlagen/110228_frauentag_aufruf_lisa_flugblatt.pdf