LESERBRIEF zur Hammer Tafel

Annelie Reißner

Sehr geehrte Damen und Herren! - Das soziale Engagement von Frau Mielemeier-Schmidt und den anderen 25 teils ehrenamtlichen Mitarbeitern der Hammer Tafel ist lobenswert, keine Frage. Besser jedoch wäre es, wenn solche Tafeln nicht benötigt würden, weil jeder Mensch in unserem reichen Staat sein Auskommen hätte.

Das soziale Engagement von Frau Mielemeier-Schmidt und den anderen 25 teils ehrenamtlichen Mitarbeitern der Hammer Tafel ist lobenswert, keine Frage. Besser jedoch wäre es, wenn solche Tafeln nicht benötigt würden, weil jeder Mensch in unserem reichen Staat sein Auskommen hätte.

Laut Angaben der Haaner Tafel (RP online, 31.3.2008) setzen sich deren Kunden aus Menschen zusammen, die "am Existenzminimum leben, Hartz IV oder ergänzende Sozialhilfe aufgrund kleiner Renten erhalten. Manche sind krank geworden, haben ihren Job verloren und müssen nun von Sozialhilfe leben. Wir haben auch viele alleinerziehende Mütter, die nach der Trennung mit ihren Kindern allein und ohne Geld dastehen."

Letztendlich sind die Tafeln keine sozialen Errungenschaften, sondern ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft. Diese Menschen hätten ein Recht auf eine staatliche und ausreichende Unterstützung oder auf Löhne und Renten, die zum Leben reichen, statt auf Almosen angewiesen zu sein, die ihnen zugeteilt werden. Aber das ist eben die Weltordnung in den Köpfen der Gestrigen: die Leistungsträger teilen aus, die Leistungsempfänger sind auf ihre Gnade angewiesen. So ist doch alles in Ordnung!

Erschreckend ist, wie die Prioritäten der "Leistungsträger" gesetzt werden: Gradierwerk im Kurpark (450.000 Euro) statt AIDS-Hilfe (rund 50.000 Euro) (WA 20.5.2008), WestLB (406 Millionen Euro) statt Obdachlosen-Projekte (1,2 Millionen Euro) (WA 23.1.2009).

Noch immer bleibt mir der Atem weg, wenn ich sehe, wie das Staatssäckl geradezu aufspringt, wenn Banken und Wirtschaft um Hilfe jammern. Doch zuvor wurde jahrelang, immer mit der Begründung, man dürfe die zukünftigen Generationen nicht mit Schulden belasten und müsse EU-Richtlinien einhalten, jeder Cent dreimal umgedreht. Auch wenn man an der Ausbildung und Versorgung der zukünftigen Generationen sparte und ihre Verblödung riskierte! Jetzt aber, in der sogenannten Finanzkrise, redet niemand mehr davon, was man den zukünftigen Generationen aufbürdet!

Frisch-fröhlich stürzen sich die Leistungsträger in den Konsum, selbst reicher denn je zuvor, und beruhigen ihr soziales Gewissen, indem sie Weihnachtsgeschenke für benachteiligte Kinder und abgelaufene Nahrungsmittel an die Tafeln spenden!